„Ist das Wasser so angenehm?“ fragt der Friseur.
„Ich weiß nicht, ich spüre noch nichts auf meiner Kopfhaut.“ antworte ich.
Es dauert ein bisschen bis der Wasserstrahl durch meine dichten Haare kommt.
Das nur vorweg.
Ich war wirklich froh über meinen dichten Haarschopf, als CeCe und ich die Bienen besucht haben.
Dreißig Bienenstöcke mit je fünfzig- bis sechzigtausend Bienen.
In der Morgendämmerung überqueren wir eine der Bienenwiesen.
Bunt bemalte Bienenstöcke stehen aufgereiht nebeneinander im hohen Gras.
Während die Sonne aufgeht, beginnen die Bienen ihren Tag. Vereinzelt fliegen Arbeiterinnen aus ihren Stöcken, um ihre Suche nach Nektar und Pollen zu beginnen.
Offensichtlich kreuze ich gerade die Einflugschneise einer Biene.
Lautes Bienensummen dringt an mein Ohr.
Schlagartig erinnere ich mich an meine drei Bienenstiche, die ich im Laufe meines Lebens erfahren habe.
Allesamt waren äußerst schmerzhaft, verbunden mit heiß geschwollener Haut.
Mit dem Summen im Ohr, gefühlt aber im Ohr, bedecke ich in leichter Panik meine Augen und drehe den Kopf.
Irgendwo in meinem Haar hat sich die Biene verfangen und findet den Weg nicht hinaus.
Vor meinem inneren Auge sehe ich einen Film ablaufen, wie ich mit verschwollenem Ohr, heiß-dicker Wange und schmerzender Kopfhaut die nächsten Tage verbringen werde.
Ich drehe mich um die eigene Achse.
CeCe bewahrt einen kühlen Kopf und klaubt mir die Biene aus dem Haar.
Zu dicht, um zur Kopfhaut durchzukommen. Glück gehabt.
CeCe liegt als Imkerin viel an ihren Bienenvölkern. Aktuell gibt es einen Honigmangel bei ihren Völkern, so dass sie zufüttern muss, damit die Bienen nicht verhungern. Sie erzählt, dass die Honigernte dieses Mal ausfällt, weil die Bienen aktuell kaum genug für sich selbst zur Verfügung haben.
Im Frühjahr oder Spätsommer kann es bisweilen zu Räubereien kommen.
Die Situation: Einbruch an Nektar.
„Wenn ein paar Bienen mit Honig aus einem anderen Volk heimkommen, ist innerhalb von zehn Minuten das gesamt Arbeitervolk des Stocks auf Achse, um dieses andere Volk zu plündern. Es ist wie ein Rausch. Ohne Vorsicht, ohne zögern. Der Summton dicht und hoch. Es ist eine Kampfsituation auf Leben und Tod, um an diese fertige Nahrung zu kommen. Das angegriffene Volk wird totgestochen, wenn der Imker es nicht früh genug bemerkt.“
Später werde ich mit den Bienenvölkern kommunizieren. Bei Kommunikationen mit einem großen Kollektiv, wie einer Herde, einem Rudel oder hier vielen Bienenvölkern mit zigtausenden Bienen, gibt es meist ein Tier – so wie ein Klassensprecher – der für die Gesamtheit „spricht“. Eine Aussage der Bienenkönigin aus der telepathischen Kommunikation war: „Wir haben Hunger. Wir werden bald sterben.“
Vier Monate später erfuhr ich von CeCe am Telefon, dass die Hälfte der Bienenvölker tot ist. Alles Zufüttern und Behandeln konnte nicht helfen, dieses notvolle Jahr mit den für die Bienen ungünstigen Witterungsverhältnissen auszugleichen. Die Bienen hatten nicht genug Nahrung sammeln können. Ein solches Ausmaß an Bienensterben hat CeCe in ihrem Bestand bisher noch nicht erlebt.
Umso kostbarer empfinde ich im Nachgang die Gaben der Bienen, die ich als kleines Glas Honig von der Vorjahresernte, mit nach Deutschland hatte nehmen können.
Hast du Fragen oder möchtest mir schreiben? Dann freue ich mich auf deine Mail an info@tierweisheit.de
Bis zum nächsten Mal bei den Weisheiten der Tiere!
Maike
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