Das ist Winnie. Oder besser: Winnipeg, siebzehnjährige Holsteiner Stute und ausgebildetes Springpferd. Hier siehst du sie im Hänger, wie sie lässig einen Heuhalm aus der Raufe rupft. So erkennst du einen echten Profi!
Warum? Weil viele Reiter überglücklich wären, ihre Pferde überhaupt erstmal in einen Hänger zu bewegen. Die Vorstellung, dass es dann noch so chillig vor sich hin frisst wie Winnie, wäre für sie der absolute Traum.
Wenn es um einen Turniertag geht, ist Winnie Routinier, das merke ich gleich. Geduldig hat sie sich heute früh die Mähne flechten und ihr Fell auf Hochglanz striegeln lassen. Nun wartet sie fressend im Hänger bis es losgeht. Ihre zwölfjährige Reiterin Elin und Winnie wohnen auf dem Oehlshof, wo ich zu Gast bin. So wie Winnie ein Profi ist, so kommt Elin aus einer Familie, in der das Reiten über Generationen hinweg von der Pike auf gelernt wird. Mit Geduld, Achtsamkeit, viel Fachwissen und seit der neusten Generation auch mit Energetik.
Durch mehrere Tierkommunikationen mit Winnie wissen wir, dass zwei Gefühle in ihr widerstreiten:
Zu Winnie’s Rückenthematik und die schon so lange andauernde Suche nach einem geeigneten Sattel kommunizierte sie: „Sie können nicht passen.“ Sieht mich an. „Weil es mein Rücken nicht hergibt.“ Winnie’s Turnierjahre, vor ihrem Leben auf dem Oehlshof, haben ihrem Rücken nicht immer gut getan.
Doch dann wiederum lässt sie mich im intuitiven Austausch an ihrer Freude, ihrem Stolz und Ehrgeiz teilhaben, die sie erfassen, wenn sie Turnierluft schnuppert. Jetzt erlebe ich es live. Winnie ist in ihrem Element und führt – ganz Profi – ihre junge Reiterin souverän durch die Prüfung.
Es ist nicht nur das, es ist auch ein Ausgleich für ihren wachen Geist. Vor ein paar Monaten änderte sich nämlich ihre Herdenstruktur und seitdem ist Winnie ein wenig verspannt was das Leben auf der heimischen Koppel anbelangt.
Aus der Kommunikation mit ihr:
„Wie erlebst du dich in der jetzigen Herde?“
Winnie zieht die Nüstern kraus, für mich hier ein Sinnbild des Naserümpfens. Nacheinander übermittelt sie mir die beiden Senioren und das junge Einstellerpferd Kaluna. So richtig ist nichts für sie dabei. Ein bisschen lahm findet sie die Gruppe. Die Alten vor allem. Die junge Stute ist zwar jung und okay, aber zu keinem fühlt sie sich näher hingezogen. „Ich hätte gerne meine Kumpels zurück.“ Sie zeigt mir einen hellbraunen Wallach und einen Fuchs, rötliches Fell und dunkle Mähne.
„Wer ist der Chef?“
„Ich. Ich hasse es.“ Winnie wirkt mehr genervt als überfordert.
Kumpels weg. Plötzlich Chefin. Turnierlust, aber Rückenschmerzen. So kann es kommen, wenn man seine Tiere befragt: Man erhält Antworten und Post, die gelesen werden will. Aber zum Glück auch Erfolgsmomente, Dankbarkeit und schönste Augenblicke voller Innigkeit.
In dem Zusammenhang erinnere ich mich immer gerne an folgenden Spruch:
„Was machst du heute?“
„Ich gehe zum Pferd.“
„Und dann?“
„Wie, und dann?“
Bis bald bei den Weisheiten der Tiere!
Maike