Itú ist nicht mehr da. Nicht mehr in seiner körperlichen Form.
Vor ein paar Tagen erzählte mir CeCe (die Bäuerin), dass dieser sanfte Riesenesel gegangen sei.
Alt war er gewesen und ihn plagten so einige altersbedingten Krankheiten und Beschwerlichkeiten.
Bereits mehrfach hatte Itú beschlossen, zu gehen. Einige Male schon hatte er sich hingelegt, bereit zu sterben.
Und doch: Jedes Mal stand er wieder auf. Da war noch Lebenswille, der ihn vom Sterben abhielt.
Aber an diesem über vierzig Grad heißen Sommertag war seine Entscheidung endgültig.
Früh am Morgen vernahm er CeCe, die ihm leise sagte, dass sie nun den Tierarzt anrufen würde, um ihm den letzten Weg zu erleichtern. Ruhig und entkräftet lag er im Stroh, dort wo er auch sonst das Nachtlager mit den Kuhdamen teilte.
Wenig später, der Tierarzt war noch nicht unterwegs, schaute CeCe nochmal nach ihrem langjährigen Tiergefährten.
Itú war tot.
Als ich mich in ihn hinein fühlte wusste ich mit Gewissheit, dass Itú nicht anders hätte sterben wollen. Nicht mithilfe eines Arztes. Diesen Weg wollte der alte, stolze Esel alleine gehen. Und das hat er getan, nachdem er CeCe nach einer letzten Nacht noch einmal gesehen hatte. Und wie viele Sterbende verließ er in einem unbeobachteten Moment seinen Körper.
Auf einem Hof ist man ganz nah dran an den Rhythmen von Leben und Tod. Es wird fast täglich geboren und gestorben. Ich konnte es im Laufe der zwei Jahre unseres Buchprojektes und meines Besuches auf dem Hof hautnah miterleben:
Bienenvölker starben, Schafe wurden gerissen, Schafe ertranken, Kätzchen wurden geboren, Welpen erblickten das Licht der Welt, Küken erfroren, Tiere wurden geschlachtet oder verkauft, andere kamen hinzu.
Es ist ein sich wiederholender Rhythmus, ein gleichwohl harter wie auch wunderschöner Zyklus von Werden und Vergehen.
Itú’s außerordentliche Präsenz verbleibt nun energetisch auf dem Hof. Ganz irdisch kam die kleine – und wie ich hörte – fröhliche Eselin Ika (du siehst sie vorne auf dem Beitragsbild), um Itu’s Nachfolge anzutreten.
Die junge Eselin steht und geht nun mit der Schaf-Muttertierherde. Durch ihre Anwesenheit bewahrt sie diese vor Angriffen von wildernden Hunde oder anderen jagende Tiere.
Mit Freude erinnere ich mich an Itú! Irgendwann werde ich Ika sicher auf dem Hof begegnen und erleben, wie sie seine Aufgabe fortführt.
Bis bald bei den Weisheiten der Tiere!
Maike