Weichei oder Topathlet? Wie Greta und ich über unsere Schatten sprangen.

23. September 2022
Posted in Tieralltag
23. September 2022 tierweisheit

Herbst.  Bunt gefärbte, tanzende Blätter, in goldenes Licht getauchter Wald, Nebelschwaden am Horizont.
Herbst. Kalter Regen, unter die Haut kriechende Feuchtigkeit und Wind, der in den Haaren zieht.
Herbst. Hunde, die Mäntel tragen.
Vor vielen Jahren entlockte mir ein Mantel tragender Hund ratloses Kopfschütteln für das dazugehörige Frauchen und Mitleid für den vermeintlich armen Hund.
Dann kam Lela, unsere Azawakh-Schäferhund-Mix Hündin. Vorbei mit Kopfschütteln und Bedauern. Plötzlich gehörte ich selbst zu jenen, die ihren Hund in einen Mantel packen mussten, wollten sie mit ihm bei Regen oder Kälte vor die Tür gehen.
Unsere jetzige Galgo-Hündin Greta setzt klare Zeichen:
Friert sie,  lässt sie mich kurzerhand stehen und rast in Windhund-Geschwindigkeit nach Hause zurück. Ich meinerseits haste im Laufschritt hinterher, die nasse Leine schlaff in der Hand und ärgere mich. Über mich selbst.
Gehört Greta zum Team Weichei oder Topathlet?
Topathlet, ganz klar.

Unsere Galga Greta besteht aus Muskeln, gefühlt 0%Fett und noch mehr Muskeln.
Über eine isolierende Fettschicht verfügt ihr Körper nicht, ebenso wenig wie über dichte Unterwolle. Ihr ganzer Körper ist auf windschnittige Geschwindigkeit ausgerichtet. Auf Energie, die in kürzester Zeit zur Verfügung stehen muss.
Anfangs fror Greta manchmal (wir kannten uns noch nicht so aus). Dann nahm sie sehr schnell an Gewicht ab. Die Körpertemperatur von Windhunden ist im Vergleich zu anderen Rassen etwas erhöht. Um diese Wärme halten zu können, brauchen sie Energie.
Wenn es also kalt wird, regnet oder windig ist und du einen Windhund NICHT
niedergekauert, Schutz suchend unter einem Busch suchen möchtest,
ihn nur noch als Staubwolke von hinten sehen willst
oder ihn erst gar nicht aus der Tür bekommst, weil er das Prasseln des Regens hört,
ziehst du ihm besser einen Hundemantel über.
Dann schleichst du mit ihm – je nach Wetterlage – zwar im Schneckentempo und mit Märtyrerblick, angelegten Ohren und anliegender Rute um den Block, aber …. es nützt ja nichts!
Greta und ich sind über unsere Schatten gesprungen.
Sie hat es geschafft, ihre Hundemäntel zu akzeptieren und rennt mit ihnen bei Wind und Wetter durch die Natur.
Ich schaffe es, meinen Hund ganz selbstbewusst wahlweise mit
ihrem altrosafarbenen Pullover (mein persönlicher Favorit) für trockene, kühle Tage,
ihrer lindgrünen Softshell-Jacke für nasse, kühle Tage,
ihrem gelben Regenmantel bei Dauerregen oder
ihrem blauen Wintermantel mit dunkelbraunen Teddy-Innenfutter für die ganz kalt-nasse Jahreszeit
auszuführen.

Die Moral von der Geschicht‘? Trau deiner Schublade nicht!
Nicht immer ist es, wie wir es zunächst einsortieren.
Nicht jede pinkelnde Katze ist sauer auf ihren Menschen
… ist der angreifende Hund nicht der, von dem die Aggression ausgeht
…hat das widerspenstige Pferd ein Dominanzproblem
…lebt der chic angezogene Hund den Eitelkeits-Spleen seines Menschen aus.

Manchmal ist es die verkehrte Schublade und meistens gibt es keine solche. Ist doch spannend, nicht wahr?
Menschen und ihre Tiere nicht in bekannte Schemen zu pressen ist das wirklich Interessante an der Tierkommunikation. Jedes Tier und seine Geschichte ist anders, manchmal nur in Nuancen, aber nie ist eine Kundengeschichte wie die andere. Das macht diesen Beruf so überaus spannend: Die Neugierde auf Tiere und ihre Menschen.

Bis bald bei den Weisheiten der Tiere!
Maike

 

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